Elf Freunde sollt ihr sein - Weihnachtsfeier der Fanclubs in Bremen 2012
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- Geschrieben von Felix Schikorski
Bremen, 4°C, nasskalte Wetter und dazu noch die Gedanken bei der hochverdienten Niederlage in Frankfurt am gestrigen Tag. So machte ich mich auf den Weg zum Weserstadion zur Weihnachtsfeier der Fanclubs. Es sollte meine erste Weihnachtsfeier werden. Für Thomas war es bereits die Dritte, auch er scheute die anstrengende und nervenaufreibende Anfahrt durch Schnee und Eis nicht. Viele weiter entfernte Fanclubs sollten an diesem Tag nicht anreisen.
So waren meine Gedanken zumindest dem Wetter entsprechend etwas trüb und ich wusste nicht, wie ich den Tag empfinden würde.
Im VIP-Club Ost angekommen, fielen mir als erste die nett gedeckten Tische auf. Aus welchem Grund die Fanclubs neu an die Tische verteilt wurden und damit die E-Mail des Dachverbandes hinfällig war, wurde nicht verraten, jedoch wurde man rechtzeitig darauf hin- und nett eingewiesen. Also, zuerst das Los für die Tombola eingeworfen und ran an den Tisch. Dort standen für jeden Teilnehmer ein Werder-Schokoweihnachtsmann, das Poster zur Weihnachtsfeier und ein kleines Heftchen mit den bekanntesten Liedern aus der Ostkurve. Normaler Kaffee und Stollen stimmten ebenfalls auf einen weihnachtlichen Nachmittag ein. Nicht schlecht! Unseren Fanclub wird der Dachverband wohl nie mehr richtig schreiben (Man erinnert sich an den Fauxpas beim Jubiläumsspiel gegen Hertha und den Einlauf der Fanclubs dort). Dieses Mal: Grün-Weißes Sachses!
Wir waren nicht die ersten bei uns am Tisch, zwei Mitglieder der „Suburbian Devils“ aus Bremen saßen dort bereits. Die Mitglieder der „Baltic Crew Ecktonia“ und von „Föhr Werder“ sollten wetterbedingt erst später dazustoßen.
Thomas und ich beschlossen erst einmal uns mithilfe eines heißen Getränkes auf Betriebstemperatur zu bringen. Warum auch nicht, hat man drei Getränkegutscheine mit den Eintrittskarten erhalten. Da ich als Ammerländer keinen Kaffee trinke und Thomas einen Latte Macchiato trinken wollte, bestellten wir diesen bei unserer jungen Kellnerin. Als sie uns die Getränke brachte, die erste Überraschung: 1 Getränk ist nicht gleich 1 Getränk! Thomas musste für seinen Latte Macchiato (3,60 €) zwei seiner Gutscheine abgeben, meine heiße Schokolade musste gar bar bezahlt werden! Ohje, was, wenn Philipp da gewesen wäre? Bier und Softdrinks gab es im Übrigen für einen Gutschein.
So, Zeit die anderen Tisch zu betrachten und die anderen Fanclubs kennenzulernen und natürlich auch Fotos zu schießen.
Schon bald eröffneten Jermaine von der Fanbetreuung und Tino Polster die Weihnachtsfeier und luden die beiden Geschäftsführer Klaus Filbry und Klaus Dieter Fischer zum Talk. Neben der Diskussion um das Sicherheitskonzept des DFBs, welches zu einigen Zwischenrufen einiger Fans führte, waren natürlich auch der kürzliche Abgang von Klaus Allofs und dessen Nachfolge wichtige Gesprächsthemen. Lauthals lachen konnte die Corona als sich Klaus-Dieter Fischer den Freud’schen Versprecher „Gemeinsam werden wir es schaffen, die Kriminellen zu eliminieren“ leistete, als er über die Wichtigkeit von einem einheitlichen Sicherheitskonzept referierte. Klaus Allofs wurde mit den Worten „immerhin fährt er dort immer noch VW“ gemeinschaftlich nach Wolfsburg verabschiedet. Klaus Filbry als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung sprach offen über die Allofs‘ Nachfolge und dementierte auch den damals noch häufig mit Werder in Verbindung gebrachten Namen „Kosicke“ nicht, erwähnte jedoch, dass es eine Liste mit zehn Namen gebe, die nach einer entsprechenden Kriterienliste ausgewählt worden wären.
Tino Polster erwähnte dann auch, dass in diesem Jahr drei Spielerwechsel anstatt, wie in den letzten Jahren zwei Wechsel, stattfinden würden. Gebannt warteten wir… auf niemanden. In der ersten Runde wurden wir nicht berücksichtigt. Also die Zeit nutzen und ran ans Buffet – wie immer klassisch – Currywurst. An dieser gab es nichts auszusetzen, fünf Sterne verdiente sie jedoch auch nicht. Während ich noch an meiner zweiten Portion kaute, setzte sich Tom Trybull mit einem netten „Guten Appetit“ in meine Richtung an unseren Tisch – sympathisch der Junge. Neben der gestrigen Niederlage, war für uns natürlich die Frage wichtig, wie ein Ersatzspieler solche Spiele auf der Bank erlebt und inwiefern er dann brennt, um das Spiel rumzureißen. „Natürlich“, sagte er. Nur sei er eben lange verletzt gewesen und bei dem Spiel zum ersten Mal wieder im Kader gewesen. Er habe sich also nicht allzu viel Hoffnung für sich gemacht. Auf die Frage, wie er sich in der Mannschaft fühlt und wie er sich seine Zukunft vorstelle, antwortete er in meinen Augen überraschend ehrlich: „Werder hat einen großen Kader und gerade für die Nachwuchsspieler ist das eine Frage der Perspektive.“ Der Trainer habe aber erst kürzlich mit ihm gesprochen und er sei mit seiner Perspektive sehr zufrieden, er könne aber nachvollziehen, dass viele Nachwuchsspieler auch mal wechseln wollten. Besonders intensiv wurde natürlich über Stadionsicherheit und das Sicherheitskonzept des DFB diskutiert. Tom Trybull als Rostocker Jung und wir als Sachsen konnte da natürlich viele Gemeinsamkeiten bei den alten DDR-Clubs feststellen und festhalten, dass es noch ein weiter Weg für viele Vereine sein wird. Noch schnell Fotos gemacht, da der dritte Wechsel anstand. Zu uns setzte sich…. Wieder Niemand. Na gut, also mal schauen, wer noch alles da ist (so konnten wir mit Désirée und Oliver zwei ehemalige Mitglieder begrüßen) und überprüfen, ob wir bei der Tombola gewonnen hatten – Fehlanzeige. Zwischendrin gab es ein Interview mit Thomas Schaaf, welches durch einen Fan unterbrochen wurde, die sich als Weihnachtsfrau verkleidet hatte und als diese für die Grünkohltour ihres Fanclubs geworben hatte. Unserem Trainer schenkte sie eine Weihnachtsmütze mit langem Bommel. Thomas Schaaf setzte diese auch fleißig auf und bedankte sich mit den Worten: „Dann kann es mir beim nächsten Spiel ja nicht kalt um die Ohren werden.“ Das Interview sorgte bei mir jedenfalls nicht dafür, dass ich gegen einen Trainerwechsel bin. Hier herrschte bei uns am Tisch übrigens Einigkeit und alle könnten sich eine nächste Saison mit neuem Trainer sehr gut vorstellen.
Außerdem wurde der Fanclub des Jahres gekürt. Drittplatziert Fanclub wurde der größte WFC „27801“, die in mehreren Aktion mehrere Tausend Euro für das Kinderschutz-Zentrum in Oldenburg gesammelt hatten. Respekt! Da es in diesem Jahr zwei Siegerclubs gab, wurde kein Fanclub auf Platz zwei gewählt. Den Titel teilen sich die beiden befreundeten Werder-Fanclubs „Grün-Weiße Trolle“ und die „Green Hot-Spots“, die sich beide seit Jahren gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, sowie diverse Aktivitäten für die Förderung der Integration durchführen. Die Trolle nahmen so bspw. den Bremer „Martinshof“ als Mitglied auf und veranstalten regelmäßig Fußballturniere mit den behinderten Mitarbeitern des Martinshofes, die Hot-Spots kooperieren mit dem Bremer "Rat & Tat Zentrum für Schwule und Lesben“. Beide Fanclubs passen damit perfekt in das Ideal des SV Werder Bremen und sind verdiente Sieger. Doppel-Respekt!! Leider war die Ehrung durch Jermaine Greene, dem man anmerkte, dass das freie Reden bzw. das Reden vor vielen Menschen noch nicht zu seinem Steckenpferd gehört, etwas chaotisch, so dass ich erst nach einem Gespräch mit beiden Fanclubs lernte, für welche Aktionen, sie den Titel erhalten hatten.
Am Ende meiner Getränkegutscheine angekommen – Thomas hatte zwischendrin einen von Klaus Filbry geschenkt bekommen – bestellten wir ein letztes Getränk und verabschiedeten uns und traten die Heimreise an. Thomas stieg in sein Auto, ich kämpfte mich durch Schnee und Matsch zu meiner Straßenbahn und zum Zug – wer einen weiteren Erlebnisbericht meiner Bahnfahrt erwartet, den muss ich enttäuschen! Die Fahrt blieb tatsächlich ereignislos.
Meine erste Weihnachtsfeier der Fanclubs war interessant und auf alle Fälle ein Erlebnis. Ob ich an einer weiteren Weihnachtsfeier teilnehmen werde, vermag ich noch nicht zu sagen, da ich auch ein wenig enttäuscht war. Ob es daran lag, nur einen Spieler als Gesprächspartner gehabt zu haben und/oder am Wetter und der Niederlage am vorigen Tage, weiß ich ebenfalls nicht genau. Da es jedoch einige Bewerber für die Weihnachtsfeier bei unseren Mitgliedern gibt, habe ich ja mindestens ein Jahr Zeit mir dieses zu überlegen!
Bis bald an alter Stelle – dann auch bestimmt wieder mit interessanten Anekdoten der Deutschen Bahn!
:-)