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Fortuna Düsseldorf - WERDER BREMEN

Dieser Spielbericht endet, wie fast jeder meiner Spielberichte zu einem Auswärtsspiel, mit einer Anekdote über die Deutsche Bahn. Und dabei wollte ich nur ein mir unbekanntes Stadion abhaken und dabei zwei neue Mitglieder kennenlernen.

Die Buchung meiner Bahnfahrt funktionierte wunderbar und mit dem Preis für Hin- und Rückfahrt war ich ebenfalls sehr zufrieden. Pünktlich um 8:42 Uhr machte ich mich auf den Weg in die deutsche Modehauptstadt. Ohne Verzögerung kam ich in Bremen an und mein Intercity fuhr in Bremen auch pünktlich los. Reserviert hatte ich in Wagen 8. Ich begab mich dorthin, wo Wagen 8 laut Wagenstandanzeiger stehen bleiben sollte und auch die Bezeichnung außen zeigte Wagen 8! Möglicherweise ahnt ihr, was passiert ist – lasst es euch gesagt sein, ihr habt ja keine Ahnung! Ich stieg in den Wagen, links war die Wagenbezeichnung überklebt, rechts stand Wagen 8. Ich hätte mir ja schon mal Gedanken machen können. Ich suchte meinen Platz, da stand meine Reservierung. Die ältere Dame neben mir wollte bis Köln, auch diese Reservierung wurde angezeigt. Passt! Kurz nachdem wir losgerollt waren, hörte ich ein Gespräch zwischen weiteren Reisenden: „Dies hier ist Wagen 7“. Nein, dachte ich mir noch. Das ist Wagen 8. Ach, mittlerweile hätte mir ja mal was auffallen können. Kurz danach wurden auch alle angezeigten Reservierungen gelöscht und nicht mehr angezeigt. Irritiert hatte mich das, nachgedacht hatte ich jedoch nicht. In Osnabrück stieg dann der Werder Fanclub aus Diepholz dazu und hatten ebenfalls reserviert, zehn Plätze, auch meinen! Kann nicht sein, ich saß ja richtig! Zugchefin kam und erklärte: „Das ist hier Wagen 7!“ Auf meinen Hinweis, dass das in Bremen noch Wagen 8 war, guckte sie mich nur mit großen Augen an und hielt mich für einen Lügner und für verrückt. Ich ging also weiter und schaute nach. Die 8 war überklebt - mit einer handschriftlichen 7. Die Deutsche Bahn hat in einem Zug von Hamburg nach Stuttgart hinter Bremen bemerkt, dass ein Wagen fehlte – super Leistung!

Achja, mein Platz war natürlich jetzt auch besetzt. Die Mutter wollte mit ihrem Sohn sowieso in Münster aussteigen und ging ohne Beschwerde!

Mit der Stadtbahn ging es weiter zur ESPRIT-Arena, die direkt in das Messegelände integriert wurde. Um ehrlich zu sein, logistisch gesehen keine gute Entscheidung! Um 13 Uhr waren viele der Laufwege noch gar nicht aufgebaut und viele Absperrungen fehlten. Aufgrund der Fanlagertrennung gab es von der Stadtbahn einen abgesperrten Weg zum Eingang Nordost und damit zum Gästeblock. Blöd nur, dass es da eine Vorkontrolle gab und nur blöd, dass meine Eintrittskarte bei Philipp und den anderen auf der gegenüberliegenden Stadionseite war.

Ich fragte also einen Ordner, wie ich denn auf die andere Seite käme. Er sagte mir, ich müsse um die Halle herum. Auf meine Frage: „um die Halle 8b?“, antwortete er mit: „Nein, um alle“. Also gut, einmal um drei Messehallen herum, schaffe ich. Ging dann auch recht schnell. Vorher legte ich noch einmal einen kleinen Boxenstopp ein und beobachtete eine Schlange – für die Damentoilette. Die Herren gingen links daneben entlang und führten den Ölwechsel ohne Unterbrechung durch.

Nach der Begrüßung der anderen, gingen wir in das Stadion, das Abtasten war intensiv und freundlich. Als Bier gab es Düsseldorf-typisch „Alt“ oder „Warsteiner“. Der Preis mit 3,80 € Bundesligastandard. Der Gästeblock war zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht gut gefüllt und merkwürdig gebaut. So waren die Ultras auf beide Seiten verteilt. Ein Anbau unterhalb des Gästeblockes ließen ihn eine U-Form annehmen. Nun denn, Psychologie! Hatten wir ja nun bei der Stadionführung gelernt. Einige nutzten die Zeit, sich ein Bier zu holen, andere wollten das Bier wegbringen. Doch oh weh, für den Boxenstopp eine Schlange links, keine Schlange rechts. 5 Pissoirs für 6000 Gästefans. Sportlich, sportlich! Ob, die weiblichen Fans was gesagt hätten, wenn die Männer nun plötzlich da rein gegangen wären?

Das Spiel begann mit einem Schock, nach wenigen Sekunden führte die Fortuna 1:0 nach einem Tor von Reisinger. Philipp und ich hatten noch darüber gewitzelt, dass ein Toilettenbesuch ab der dritten Minute dann ja möglich sein sollte, da wir dann eh schon zurücklägen. Eigentlich hätten wir in dieser Sache nicht gerne Recht behalten. Das Spiel ging rauf und runter. Nach einem hervorragend durchgeführten Konter traf Junuzovic zum Ausgleich nach starker Vorarbeit von De Bruyne. Zwei Werderaner gegen fünf Fortunen! Stark! Nun entwickelte sich ein torarmer, wenig interessanter Kick. Richtig gute Torchancen waren nicht dabei und das Unentschieden zur Pause ging für mich in Ordnung.

In der Pause verspeiste ich noch schnell meinen zweiten Hot Dog, bevor die zweite Hälfte genau wie die erste begann. Bereits nach drei Minuten klingelte es wieder – erneut Reisinger. Fortuna führte erneut. OK, die Mannschaft war stark ersatzgeschwächt, aber warum arbeitet man bei Werder einfach nicht an der Abwehr?

Doch auch diesmal stand Werder Fortuna zur Seite. „Wenn auch schon wieder ein Eigentor“. Das würden zumindest die Fortuna-Anhänger sagen. Latka mit dem Außenrist ins eigene Tor. Im Doppelpass hieß es dazu heute: „Eigentlich darf er damit alles machen, nur nicht das!“ Aus gegnerischer Sichtweise unglücklich. Petersen wäre jedoch einnetzbereit gewesen. In den letzten Minuten gab es noch ein paar brenzlige Situationen und nicht gegebene Elfmeter. Spielentscheidend war das jedoch nicht. So trennte man sich 2:2 Unentschieden. Für beide Mannschaften zu wenig, noch fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz! Die See wird rauer!

Die Unterstützung beider Fanlager war fantastisch. Im Bremer Block wurde von fast allen fast durchgängig gesungen und unterstützt und auch von den Heimfans hörte man häufig das „Fortuuna“ „Düsseldorf“ herüberschallen. Unschön waren, mal wieder, die bengalischen Feuer aus dem Bremer Block. Unabhängig davon, wie man zu diesem Verbot steht. Man wird keine Erlaubnis dafür bekommen, wenn man es trotz Verbotes trotzdem macht!

Nach dem Spiel machten sich die beiden sächsischen Autos zurück in den Osten und meine Stadtbahn sollte mich zum Hauptbahnhof und dann Richtung Norden bringen. Mein Weg an den Hallen vorbei dauerte diesmal deutlich länger, Fans beider Lager gingen in beide Richtungen und der Weg war schmal. Wie war das noch gleich mit Fanlagertrennung? Außer einem Hinweis der Polizei fand keine weitere Trennung statt. War auch nicht notwendig, man hätte aber das ganze Spektakel von vor dem Spiel dann auch weglassen können. Viele Bremer wussten nicht wohin, Ansprechpartner fehlten. Wie eingangs erwähnt logistisch nicht gut gewählt.

Vor den Stadtbahnen war eine riesige Menschentraube. Zutritt erfolgte nur über einen Eingang. Der Weg dorthin war jedoch nicht geregelt, man ging langsam vorwärts bis man schließlich bei Durchgang angekommen war. Was passiert wäre, wenn hier stark gedrängelt worden wäre, weiß keiner. Hier wären mehrere Einlässe ähnlich den Achterbahnen im Freizeitpark fairer und besser gewesen. Ich dachte, mein Puffer wäre groß genug, als ich jedoch in meine Bahn stieg, hatte ich bereits fünf Minuten Verspätung auf die Stadtbahn in meiner Reiseauskunft. Zusätzlich brauchte diese nun auch noch länger als während des Hinweges und so kam ich mit zwölf Minuten Verspätung am Hauptbahnhof an. An meinen Zug mit Zugbindung (Sparpreis) dachte ich da schon nicht mehr. Da aber meine Reiseberichte so enden, wie sie anfangen nun auch die Zusammenfassung meiner Rückreise mit der Deutschen Bahn. Ich habe mich zum ersten Mal über eine Verspätung der Bahn gefreut, so musste ich zumindest nicht den regulären Preis für die Rückfahrt bezahlen, da ich ja nur den Sparpreis bezahlt hatte. Die Verspätung in Düsseldorf betrug aufgrund einer Baustelle in Bonn 35 Minuten. Ich bekam den Zug noch, meine Sitzplatzreservierung (wieder Wagen 8) konnte ich dann auch noch nutzen. Mit der Reservierung gab es diesmal zumindest keine Schwierigkeiten. Um mir über meinen Anschluss Sorgen zu machen, war noch zu früh, zumal die Verspätung zwischendrin teilweise nur noch 20 Minuten betrug. Hinter Osnabrück machte ich mir dann doch allmählich Sorgen über meinen Anschluss, da wir mittlerweile wieder 30 Minuten Verspätung hatten. Einen Zugbegleiter zum Fragen, ob der Anschlusszug wartet, war kurzfristig nicht anzutreffen. In Bremen verpasste ich dann meinen Zug um eine Minute. Meine Freude über die Verspätung war verpufft, nur der finanzielle Aspekt konnte mich ein wenig besänftigen. Ergebnis: 90 Minuten Wartezeit bis zum nächsten Zug!

Nun, die Zeit habe ich dann erst einmal sinnvoll genutzt und mich kulinarisch gestärkt. Da ich anschließend noch ein wenig Zeit hatte und gerne Menschen beobachte, erfolgt nun eine kleine soziologische Mikrostudie über den Bremer Hauptbahnhof.

Am interessantesten war der Junggesellinnenabschied mit sechs Russinnen (warum ich die immer wieder in Bremen erlebe, weiß ich auch nicht), die sich vornehmend an Gruppen, aber auch an Einzelpersonen wendeten und fragten „Wollt ihr was Süßes?“ und dabei wie wild Fotos mit den Personen schossen. Lustig ist folgende Begebenheit: Zwei Polizisten, von den Frauen angesprochen, kauften zwar nichts Süßes und natürlich auch keinen Schnaps, ließen sich jedoch mit der bald-verheirateten Russin fotografieren. Die beiden Polizisten, die gerade eine Raucherpause machten, schauten den Sechs noch lange hinterher. Zu behaupten, der Anblick sei nicht schön gewesen, wäre eine Lüge gewesen. Die sechs Frauen waren alle eine Augenweide und auch zwei Blicke wert. Kurz zuvor sprach die Gruppe einen Mitarbeiter der Bahnsicherheit an, diesen konnten sie weder zu einem Foto, noch zu einem Kauf überreden. Sein Kollege war bald vernehmbar mit dem folgenden Monolog: „Komm jetzt!“ Nachdem sie sich von den Mädels getrennt und weiter Richtung Bahnhofsseite verholt hatten, hörte ich folgenden Streit: „Wir sind hier in der Öffentlichkeit! Ich habe keinen Bock auf so einen Scheiß! Das kannst du einfach nicht machen!“ Muss ein Werder-Fan sein, der aufgrund des Ergebnisses seinen Humor verloren hatte, anders kann ich mir die Einstellung nicht erklären. Warum sonst sehen Hüter des Gesetzes diese Geschichte nicht so ernst?

Wer jetzt glaubt, mit der Rückfahrt sei alles vorbei, ist noch nie mit der Bahn gefahren! Meine Bahnfahrt wurde unterbrochen durch einen Schienenersatzverkehr aufgrund von Bauarbeiten (hatte ich dadurch nicht schon genug Scherereien?). Nun gut, davon wusste ich. Für das Anfahren der drei Bahnhöfe wurde jedoch nur ein Bus zur Verfügung gestellt und der Bus war gerappelt voll und man kam ordentlich ins Schwitzen. Eine Mitreisende beschwerte sich bitterlich inkl. Post auf der DB-Facebookseite. Dieselbe Mitreisende sagte auch, dass das nicht so schlimm sei, sofern keine Werder-Fans mit dabei wären. Dass sie daraufhin ein wenig angezickt wurde, bestätigte nur ihre Vorurteile, ein Nachdenken entwickelte sich bei ihr jedoch nicht. Ein wenig später meinte sie dann noch den typischen Werder-Fan identifiziert zu haben. Ohne Fußball umgänglich und nett. Sobald er im Zug säße, seinen Schal umlege und die erste Dose Bier öffne, würde er sich in ein Tier verwandeln, dass nur noch zum Grölen und Schreien in der Lage sei. Nun ja… ich ließ ihr ihre Vorurteile!

Zeitgleich mit der Abteilung Sachsen kam ich dann in Bremerhaven an. Dabei bin ich keine 1300 km gefahren…

Im Stadion sprach mich Philipp darauf an, dass in meinen Berichten meistens eine leise Kritik an der Deutschen Bahn enthalten wäre. Auch nach mehrmaligem Lesen, kann ich diese in diesem Bericht nicht erkennen.

Lebenslang grün-weiß!

Aus Düsseldorf berichtet
Felix