Der letzte Tag in Belek kam etwas bedeckt daher, wurde aber trotzdem genutzt, um noch einmal an der Beach Bar ein Buch zu lesen, bevor es am morgigen Samstag in aller Früh zurück Richtung Deutschland geht.

Das letzte Testspiel des Trainingslagers wurde um 15:00 Uhr Ortszeit im 12 km entfernten IC Santai-Sportpark in Belek angepfiffen. Gegner: der PEC Zwolle aus Holland mit Ex-Bremer Denni Avdic und dem vor zwei Tagen ausgeliehenen Aleksandar Stevanovic, der morgen zunächst mit nach Bremen fliegen wird, aber im Anschluss wahrscheinlich bis Saisonende nach Zwolle ausgeliehen wird. So Frank Baumann, den wir am Spielfeldrand kurz zu dieser Personalie interviewen konnten. Bei Zwolle sitzt zudem eine Berühmtheit als Co-Trainer auf der Bank: Jaap Stam, ehemaliger holländischer Nationalspieler und in Reihen von Manchester United aktiv. Klar, dass da ein Erinnerungsfoto geschossen werden musste.

Die Werder-Fans wurden auf einer kleinen Tribüne auf dem Sportplatz untergebracht, die extra vorher nochmal gewässert wurde. Das gehört in der Türkei zum guten, gastfreundlichen Ton. Also bewegten wir uns auf die andere Seite und nahmen einen Stehplatz neben der Trainerbank ein. Hinter uns der direkte Zugang zum Vereinsgebäude mit den Spielerkabinen. Es war ein reges Treiben und auf einmal stand Jürgen L. Born, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Werder, neben uns. Ich unterhielt mich kurz mit ihm und erfuhr so, dass er derzeit als Spielerberater tätig ist und einige Spieler aus Uruguay und Argentinien betreut, z.B. Óscar Cardozo, den Torjäger von Benfica Lissabon. Sein Hauptwohnsitz ist aber immer noch in Bremen. Pascal Borel, einstiger Fliegenfänger bei Werder, war ebenfalls zugegen und macht derzeit eine Ausbildung zum Torwarttrainer. Sein Gesicht war gezeichnet von diversen Narben und Verletzungen – bleibt zu hoffen, dass seine Nachwuchstorhüter besser davon kommen. Klaus-Dieter Fischer, Klaus Filbry und Hans Schulz, Meisterspieler von 1965 und Aufsichtsratsmitglied bei Werder, waren auch unter den Zuschauern.

Vor dem Anpfiff hatte ich noch einen besonders tollen Moment. Am Vortag hatte ich Sokratis beim Training nach seinem Trikot gefragt. Er hat mich an den Zeugwart Uwe Behrens verwiesen, der mir unauffällig das Trikot zukommen lassen wollte. Kurz vor Anpfiff bekam ich das orange Away-Trikot von ihm und Sokratis zugesteckt und ließ es schnell im Rucksack verschwinden. Danke, Sokratis! Aber eine Nummer kleiner hätte auch gereicht! :)

Das Spiel neben der Trainerbank mit Blick auf Thomas Schaaf verfolgen zu können war ein echtes Highlight. Man hat jedes Wort gehört. Schaaf war in Hälfte 1 stinksauer, hier ein Best of: „Aaron, wat is?“; „Alle warm machen“ (nach 10 Minuten Spielzeit); „Schiebt nach, schiebt nach! Auf was wartet ihr?“; „Papas, schaffst du es?“ (Schaaf zu Sokratis, als dieser bei seiner Auswechslung vom Platz schlich. Sokratis lief dann kommentarlos am Coach vorbei). Der Torhüter bei Werder ist offensichtlich angewiesen alle Bälle hinten heraus zu spielen, anstatt sie zum Mittelkreis zu schlagen. Schaaf war bedient, als Miele einen Ball einfach in hohem Bogen weg beförderte. Alles auch gefilmt von Werder TV, die zur Optimierung der Kameraperspektive mit einer Leiter aufs Dach des Vereinsgebäudes kletterten.

Das Spiel war in der ersten Halbzeit grausig, die Spieler scheinbar schon gedanklich auf dem Heimweg. Zwolle führte und Werder verstolperte jeden Ball. Vor dem Pausenpfiff noch ein kleines Hoch mit zwei Aluminiumtreffern von Hunt und Fritz. Füllkrug verschoss sogar leichtsinnig noch einen schmeichelhaften Elfmeter. Werder „belohnte“ sich in diesen Szenen nicht. Insgesamt kamen 24 Spieler zum Einsatz, es wurde nochmal bunt durch gewechselt. Ekici mit einem Fernschusstor in den Winkel und Wurtz per Abstauber drehten das Spiel, um sich 15 Minuten vor Schluss noch den Ausgleich einzufangen.

Werder fährt also ungeschlagen aus dem Trainingslager nach Hause. Es war aber kein berauschendes Spiel dabei, das besonders viel Mut für die Rückrunde zulassen würde. Die jungen Wilden, um „Özi“ Yildirim, Cimon Röcker und Matteo Pavlovic konnten auf sich aufmerksam machen. Joseph Akpala beim Fußball zuzusehen war allerdings finster.

Sherefe aus Belek!
Stefan