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Nach einem leichten Frühstück hatte ich mir vorgenommen in das 3,5 km entfernte Belek zu joggen und mich dort mal umzusehen. Dafür wurde das Vormittagstraining geschwänzt. Sobald man von den luxuriösen Hotel-, Golf- und Fußballanlagen wegkommt, beginnt das verwahrloste und verwilderte Umland. Überall Müll und Baustellen, alles ist irgendwie halbfertig stehen gelassen worden. Belek an sich ist ein Basar- und Souvenir-Shop-Paradies für Touristen mit billigem Schmuck und gefälschten Marken. Es gibt eine Moschee, eine alte Stadtmauer, zwei Brunnen und einen historisch anmutenden Steinhügel. Das wars. Auf dem Rückweg lief ich noch am Mannschaftsbus und Trainingsplatz der gestern von Werder geschlagenen Truppe von Trabzonspor vorbei.

Thomas Schaaf und Präsident Klaus-Dieter Fischer höchstpersönlich führten die Werder-Fans in zwei Gruppen eine Stunde lang durch das Gloria Serenity Hotel. In der „Halbzeit“ wurden die Gruppen getauscht, sodass man beide als Guides erleben durfte. Größerer Entertainer ist eindeutig Herr Fischer. In der Outdoor-Arena ging er vor auf die Bühne und stimmte „Wo die Weser einen großen Bogen macht“ an. Macht sicher nicht jeder Präsident – und das trotz Erkältung. Er muss aber sportlich im Training bleiben, morgen steht für ihn eine wichtige Tischtennis-Partie mit einem Werder-Mitarbeiter an.

Den Spielern geht es wirklich gut: Kino, Bowling, separates Restaurant, Fitnessräume, Teppich-Läden, und und und. „Sehr geschmackvoll“, wie Thomas Schaaf mehrmals betonte, sei das Hotel. In der Tat ein flaches, kreisrund angelegtes Hotel mit einem Trakt für Werder und einem für Trabzonspor. Gegessen wird ausgewogen – heißt, dass Schaaf in Bremen auch nichts dagegen hat, wenn man ab und zu mal zu McDonalds geht. Abends wird in der Sauna oder im Schwimmbad ausgespannt vom anstrengenden Trainingstag, der früh um 7 Uhr mit Wecken und Laufen um 07:15 Uhr startet.

Nach Ende der Führung wurde besonders laut geklatscht, um die Trabzonspor-Kicker bei ihrem Mittagsschlaf zu wecken! Ich nutzte die Chance, um Präsident Fischer zum Thema soziales Engagement anzusprechen. Wir haben uns dieses Thema auch auf die Fahne geschrieben und möchten evtl. einem Bambini-Verein mit unserer Spende einen Trikotsatz sponsern, meinte ich. „Super, ganz tolle Sache!“ erwiderte Fischer. „Dazu bräuchten wir nur für eine Tombola oder Versteigerung ein Highlight – denken Sie, dass Sie uns ein Trikot dafür organisieren könnten?“ Er gab mir daraufhin seine Visitenkarte. Ich solle ihn anmailen und dann geht das klar!

Das Nachmittagstraining stand ganz im Zeichen des Team-Buildings. Vorher mussten die Spieler noch für ein VW-Werbefoto Aufstellung zeigen. Auf dem Platz wurden verschiedene Stationen vorbereitet und der Kader in Teams aufgeteilt. Jedes Team musste alle Stationen durchlaufen und Punkte sammeln. Ich wette, dass das Verlierer-Team heute Abend im Hotel Mode ist. Auf dem Programm stand: Sackhüpfen, Lattenschießen, punktgenaues Flanken in ein Quadrat, Medizinball-Werfen und ein Slalomparcours per Fahrrad. Riesen Spaß für Zuschauer und Spieler. Es wurde getrickst, geschummelt, geflucht, angefeuert und gescherzt.

Das morgige Bundesliga-interne Finale um den Tuttur-Cup in Kundur zwischen Werder und Wolfsburg wird nun statt 20:30 Uhr bereits 15:00 Uhr angepfiffen. Grund: Das Spiel um Platz 3 zwischen Besiktas Istanbul und Trabzonspor bringt in der Türkei höhere Einschaltquoten. So wird einfach das Finale vor das „kleine Finale“ geschoben. In der Türkei ist alles möglich!

Donnerstagabend wird voraussichtlich ein Fan-Abend mit Kapitän Fritz, Show-Praktikant Baumann, Mediendirektor Polster und Co. stattfinden. Welche Fragen soll ich dort stellen bzw. was wolltet ihr schon immer mal wissen?

Aus der Türkei berichtet
Stefan