Hamburg im Schnee
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- Geschrieben von Philipp Schubert
Unser Spielbesuch machte dieses Mal ein ganzes Wochenende aus und begann bereits am Samstag. Wir reisten im Transporter mit insgesamt 5 Personen an: 3 Werder Fans, 2 HSV-Fans. Wenigstens dieses Duell hatten wir für uns entscheiden.
Der Samstagabend wurde zum Besuch des Weihnachtsmarktes am Hamburger Rathaus genutzt - saukalt, der Glühwein floss reichlich.
Am Spieltag mussten wir leider bereits um 11.00 Uhr im Hotel auschecken, daher waren wir entsprechend früh um 13.00 Uhr am Stadion. Wir nutzten die Zeit, um die Umgebung zu erkunden.
Um 14.00 Uhr entschlossen sich die Werder Fans unter uns, den Block zu betreten, um Verzögerungen durch Kontrollen zu vermeiden. Es ging relativ fix. Wir waren 10 Minuten später im Block, der bereits ordentlich gefüllt war.
Das Entertainmentprogramm im Stadion war eine der miesesten Darbietungen, die ich je bei Bundesligaspielen erlebt habe. Es dudelte die ganze Zeit nur Musik und auf den viel zu kleinen Videowänden liefen HSV-Spielszenen der Hinrunde. Ansonsten gähnend langweilig.
Erst um 20 Minuten vor Anpfiff bequemte sich Lotto-King-Karl dazu, mal anzudeuten, was an diesem Tag geboten wird. Mensch, es ging um das Nordderby! Die meiste Zeit der Moderation lief dann im Innenraum ab, wo z.B. Uwe Seeler zu Halloren-Kugeln interviewt wurde! Wie spannend! Kurz vor Anpfiff wurde es laut, als der Karl auf einem Kran vor der HASS-Kurve mit einer Band einen "gewissen Song" darbot. Nun denn, der Gästeblock hatte sich gut gefüllt. Die ersten Fangesänge unter der Gürtellinie wurden angestimmt und wir fieberten dem Anpfiff entgegen.
Die ersten Minuten gehörten dem HSV. Wir fanden überhaupt nicht ins Spiel. Unsere Fehlpassquote ging bereits in dieser frühen Phase des Spiels in astronomische Höhen. Bereits in Minute 9 schepperte es durch Mathijsen nach einer Ecke. Lange Gesichter im Gästeblock!
Mitte der zweiten Hälfte wurde es interessant: Unsere einzige Chance der ersten Halbzeit setze Naldo per Seitfallzieher an die Latte, der HSV hätte im Gegenzug das 2:0 machen können. Dann die entscheidende Situation: Rot für Boateng nach Notbremse an Marin.
Irgendwie dämmerte es mir schon da, dass uns die rote Karte nicht zum Vorteil gereichen sollte. Wir habens ja immer nicht so mit Abwehrbollwerkknacken, gegnerischen Kontern und solchen Sachen. Es dauerte auch nicht lang bis zur Bestätigung: Kurz vor der Pause waren wir weit aufgerückt und fingen uns fast schon Werder-like einen Konter zum 2:0 ein. Über Wieses Rolle in dieser Szene lässt sich trefflich streiten.
In Durchgang zwei mauerte sich der HSV hinten ein. Die Witterungsverhältnisse und unsere Fehlpassquote trugen dazu bei, dass sich unser Spiel nicht verbesserte. Man hatte nie das Gefühl, dass die Spieler noch was drehen wollten. Alle warteten auf die warme Kabine nach Abpfiff. Da überlegt man schon, warum man einmal quer durch Deutschland gefahren ist, um das Spiel zu sehen!
Auch die meisten Schiedsrichterentscheidungen waren hüben wie drüben nicht nachvollziehbar. Dementsprechend verschlechterte sich die Stimmung im Block zusehends, was sich neben den Schmähgesängen auch durch diverse Würfe von Bierbechern in Richtung HSV-Block bemerkbar machte - Idioten sterben eben nie aus. Als dann noch der Zaun erklommen werden sollte, räumte die Security im Block auf, so dass sich die Reihen vor uns etwas lichteten.
Erst in der Schlussviertelstunde kamen wir zu einigen guten Chancen, von denen aber die meisten kläglich versemmelt wurden. Wir hatten uns in der Nachspielzeit schon mit dem 2:0 abgefunden, als zumindest noch der Anschlusstreffer durch Naldo gelang. Bezeichnend, dass er wieder das Tor macht! Ansonsten versiebten Marin, Pizarro und Hunt auch die hochkarätigsten Chancen.
Unser Spiel war einfach viel zu schlecht, um an diesem Tag auch nur einen Blumentopf zu gewinnen. Die Umstellung in der Abwehr tat ein Übriges. Wieder einmal zeigte sich, dass wir in der Breite nicht gut besetzt sind. Wenn dann Stammkräfte keine guten Leistungen bringen, kann man solche Spiele nicht gewinnen.