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Bei der Vorbereitung auf den folgenden Spielbericht tat ich mich nicht leicht und möglicherweise wird er weniger interessant und weniger amüsant als der geneigte Leser es von mir gewohnt ist. Das Wochenende hat mir jedoch ziemlich zugesetzt. Doch lest selbst:

Schon auf der Hinfahrt gab es das totale Chaos – wird das jetzt eigentlich zur Regelmäßigkeit bei meinen Auswärtsfahrten? Ich erinnere an das Bahn-Chaos zum Hannover-Auswärtsspiel.

Arbeitstechnisch bedingt kamen wir erst gegen 17 Uhr zuhause los, brachen jedoch gut gelaunt und hoffnungsvoll aus. In Richtung Rheinland nehmen wir immer die A31, auch bekannt als „Ostfriesenblitz“. So auch diesmal. Da diese Strecke an der Küste entlang bzw. durch die flache Grafschaft Bad Bentheim führt, hatten wir schon früh dichte, dichte Nebelwände. Die Sicht war teilweise weit unter 50 Meter. Da die A31 immer recht leer ist, kamen wir trotzdem gut durch. Bis wir die AS Heek passierten und plötzlich ein Polizist auf der Überholspur auf die rechte Spur winkte. Was war passiert? Aufgrund schlechter Sicht und Dunkelheit war uns das ganze Ausmaß des Unfalls auf der Gegenfahrbahn nicht wirklich bewusst geworden. Was wir sahen, versetzte uns jedoch einen Schock. Gestapelte Autos auf ungefähr 300 Meter Länge. Am nächsten Tag konnten wir durch Berichte und Bilder das ganze Ausmaß bewusst wahrnehmen: 52 Autos stapelten sich zwischen der AS Heek und der AS Gronau/Ochtrup. Der Unfall ereignete sich fünf bis zehn Minuten bevor wir die Unfallstelle passierten. Wir fuhren jedenfalls mit einer Gänsehaut weiter. Zehn Minuten später hörten wir auch im Radio von der Vollsperrung der Autobahn in beiden Richtungen. Diese Sperrung sollte länger als 24 Stunden dauern!

Eigentlich konnte einem nach Unfall mit 3 Toten, 7 Schwerverletzten und mehr als 50 weiteren Verletzten vollkommen egal sein. Nachträglich betrachtet war es das auch.

Den Vormittag verbrachten wir im Hause meines Onkels, seines Zeichen Bayern-Fan und Frühinkubator meiner Fußballleidenschaft, fuhren jedoch bereits mittags los, um rechtzeitig in Mönchengladbach zu sein. Nach einem kurzen Abstecher in die Gladbacher Fußgängerzone, stiegen wir am Hauptbahnhof in die Shuttlebusse ein. Die Fahrt dauerte ewig, obwohl die Strecke gar nicht so lang war. Hier hat die BSAG in Bremen das sehr viel besser gelöst, obwohl es auch im Viertel zu längeren Wartezeiten kommt.

Der Einlass ins Stadion erfolgte rasch und obwohl nur zwei Kassen für Getränke und Speisen zur Verfügung standen, erfolgte auch hier die Ausgabe mit nur wenig Wartezeit. Auch die Bargeldzahlung verlängerte die Wartezeit nicht. Grund hierfür ist auch die Warteschlangenführung, die wie in den USA Gang und gebe auch gerne Mal um die Kurve geht. Der Borussia-Park zeigte sich auf jeden Fall bundesligareif.

Im Stadion selbst war man durch die Größe überrascht. Auch im Oberrang herrschte eine gute Sicht. Lediglich die Anzeigetafeln waren nicht von überall gut einsehbar.

Kurz vor dem Anpfiff zeigten sich unsere Anhänger mal wieder von ihrer schlechtesten Seite und zündeten Pyros – mal wieder, schon wieder auswärts, schon wieder im Rheinland! Was soll der Scheiß? Schämt ihr euch nicht, dass euer geliebter Verein für eure nicht erhaltene Erziehung blechen darf?

Das Spiel selbst ist leider schnell abgehakt. Werder zeigt eine der desolatesten Leistungen der vergangenen fünf Jahre und auch in der letzten Saison fällt es mir schwer, ein solch schlechtes Spiel benennen zu können. So lagen wir auch bereits schnell mit 2:0 zurück. Mönchengladbach stand taktisch wieder einmal ausgezeichnet und spielte aus einer tiefen Abwehrstellung sehr gute Konter und Marko Reus beeindruckte durch einen fantastischen Dreierpack. Werder verlor vollkommen zu Recht 5:0 und hatte auch diese Höhe vollkommen verdient!

Die Werder-Fans beeindruckten die Gladbacher Anhänger, dass wir uns ebenfalls an der natürlich begonnenen La Ola-Welle beteiligten und Marko Reus ausgiebig bei seiner Auswechslung feierten. Das hatte er aber auch verdient. Dies kennt man so ja nicht immer und zeigt, was Bremer Fantum eigentlich ausmacht. Tja, bis zum 5:0 als einige Idioten wieder mal negativ auffallen mussten und – natürlich – Pyros zündeten. Ich hoffe, dass diese Idioten gefunden werden und ihre gerechte Strafe erhalten. Nun gab es natürlich korrekterweise Pfiffe aus der Nordkurve.

Die Stimmung war gut und ich hoffe, das Mönchengladbach sich wieder als feste Größe in der Bundesliga etabliert, dieser Verein hat es verdient!

Gemindert wurde meine Trauer durch den 0:1-Sieg des BVBs gegen die Bayern, die meinen Onkel merkwürdigerweise zum Schweigen brachte…

Am Sonntag ging es zurück, mit einem erneut mulmigen Gefühl an der Unfallstelle vorbei (trotz fehlender Autos ein grausamer Anblick) und durch erneut dichte Nebelschwaden im Landkreis Ammerland und Wesermarsch nach Hause, wo mich mein Vater mit einem 1:0-Sieg des HSV im Rücken schon freudig erwartete.

Tja, die Wise Guys hatten halt doch Recht als sie sangen:

„Jaja, im Leben gibt’s für jedermann
zwei Dinge, die man sich nicht aussuchen kann.
Seine Familie, denn die ist schon vorher da
und seinen Fußballclub – traurig, aber wahr.“

Demnächst bestimmt wieder mit was Erfreulicherem!