Während unsere erste Mannschaft in Hannover auf Punktejagd gehen sollte, entschloss sich der Fanclub, einen Abstecher zur U23 zu machen. Die Voraussetzungen waren im Vorfeld denkbar günstig: Die Jungs von Thomas Wolter hatten den Chemnitzer FC im Stadion an der Gellertstraße vor der Brust. Ein Heimspiel also für den WFC.
Im Vorfeld war zur Einstimmung ein gemeinsames Mittagessen in der Hilbersdorfer Schweiz geplant. Von dort sind es mit dem Auto nur wenige Minuten bis zum Stadion. Der WFC rechnete mit reger Beteiligung. Leider machten dem Vorstand vor allem das Wetter, die damit verbundene chronische Lustlosigkeit und familiäre Verpflichtungen einen Strich durch die Rechnung: Der Rahmen wurde äußerst überschaubar! Auch von diesen kleinen Rückschlägen ließen wir uns die Laune nicht verderben und machten uns gut gelaunt auf zum Stadion.
Vor Ort war schnell klar: eine gelungene Organisation wie bei Bundesligaspielen gibt es in Chemnitz nicht. Hier ist alles zähes unorganisiertes Stückwerk ohne jede Überlegung. Es begann damit, eine Karte für den Gästeblock zu erwerben: Die erwartete geringe Anzahl an Werder Fans veranlasste die Verantwortlichen beim CFC nicht, eine Gästekasse zu öffnen. Ein freundlicher Security-Mitarbeiter nahm daher die grün-weißen Anhänger am Gästeeingang in Empfang und anschließend ging es im Entenmarsch unter seiner fachkundigen Anleitung durch den Innnenraum um das halbe Stadion. Am Haupteingang konnten dann die Karten erworben werden. Hunger und Durst? Gaaanz schlecht! Catering sollte selbstverständlich im Gästeblock zunächst ebenfalls nicht angeboten werden. Also schnell nen Glühwein und ne Bratwurst besorgt, bevor die Gruppe wieder zurück zum Gästeblock trotten sollte. Nun ergab sich jedoch ein neues Problem: Die Pappbecher waren mit Pfand beaufschlagt. Was nun? Eine Ausnahme machen und keinen Pfand verlangen? No way! Unser Security-Mitarbeiter mühte sich nach Kräften, da muss man wirklich sagen! Aber auch er hatte keinen Erfolg. Der Pfand wurde nicht erlassen. Also schnell die Getränke rein gestürzt. Anschließend bewegte sich die Gruppe mit dem Security-Mitarbeiter im Entenmarsch wieder einmal ums Stadion zurück zum Startpunkt. Mittlerweile war es schon spät geworden. Die Jungs vom Einlaßdienst ließen sich aber dennoch eine ausführliche Zugangskontrolle ebenfalls nicht nehmen. Was fürn Spaß!
Das Spiel unserer Mannschaft war grottenschlecht. Dazu passte sich das Wetter diesem Niveau an: Arschkälte mit Regenschauern. Wir hatten trotzdem unseren Spaß. Hier gabs mal wieder Bezirksligaatmosphäre live. Wobei man in der Bezirksliga jederzeit zu seinen Speisen und Getränken kommt. Entgegen der vorherigen Ankündigungen der Security war ein Übergang in den Nachbarblock mit Imbiss nun doch nicht mehr möglich. Jeder Fan bei uns im Gästeblock hatte zwar ungefähr einen Security-Mitarbeiter für sich allein. Aber auch in Begleitung ging nach mehrmaligen Diskussionen kein Weg ran. Bis zur Halbzeitpause standen wir also erstmal auf dem Trockenem.
Nach der Pause geschah Wundersames: Zwei Mitarbeiter vom Imbiss aus dem Nachbarblock wurden herbeigerufen. Sie durften die Trennung passieren und befragten nun jeden der vorab durchgezählten 20 Besucher im Gästeblock nach seinen kulinarischen Wünschen. Nach weiteren 15 Minuten erschien man dann mit einem großen Tablett und alle erhielten ihre Bestellung. Sowas hatten wir in 15 Jahren Fußball-Support noch nicht erlebt! Back to the roots!
Das Spiel vergeigten wir sang- und klanglos. Aber das Drumherum war dennoch einen großer Spaß!