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Mit dem Wissen, dass die Beteiligung an der Verlosung zum „Mitglied des Spieltags“ aktuell noch nicht so hoch ist, habe ich zum Heimspiel gegen den FCA einfach mal mitgemacht und eine E-Mail abgesendet – mit dem Ziel, seinen Namen in den nächsten Wochen dort öfter zu platzieren und irgendwann mal zu gewinnen. Das passierte dann früher als erwartet!

Anruf am Dienstagvormittag mit der frohen Kunde! Da habe ich schon schlimmere Benachrichtigungen zu dieser Tageszeit bekommen… Der Gewinn beinhaltete ein Parkticket vorm Weserstadion ein Meet & Greet mit „Otze“ im VIP-Club Ost mit Essen & Getränken und Sitzplatztickets im Süd Unterrang. Super Sache zu meinem 100. Werder-Live-Spiel!

14:30 Uhr meldete ich mich in der Geschäftsstelle und wurde von Frau Jakuszeit, der Dame für „fast alles“ bei Werder abgeholt und durch die Fanmassen in den VIP-Club Ost begleitet. Unterwegs liefen einem schon Stefan Reuter, Frank Baumann, Dieter Eilts, Klaus-Dieter Fischer oder Johnny Otten über den Weg. Ich durfte mich dann an den Tisch der Geschäftsführung setzen und wir warteten auf Frank Ordenewitz. Als er eintraf starteten wir mit dem Werder-Fotografen direkt mit einem Bild für werder.de – ich bin gespannt auf die Veröffentlichung am Montag!

Die Stimmung war direkt gelockert, die Plauderei ging los und mein gedanklich vorbereiteter Fragenkatalog war nach der ersten Frage bereits über den Haufen geworfen. Herr Ordenewitz ist Chef-Scout der Jugendabteilung und beschäftigt sich mit den 16-19-Jährigen und nicht mit den Profis. Das machte aber nichts, so haben wir uns fachlich über das Jugendscouting unterhalten und Frank Ordenewitz war sichtlich angetan, dass sich jemand so für Details seiner Arbeit interessierte. Es war also beiderseits ein interessantes Gespräch mit folgenden spannenden Einblicken:

- Frank Ordenewitz muss bei seiner Arbeit früh Talente identifizieren und einbinden, bevor RB Leipzig mit den Geldscheinen wedelt. RB zahlt Junioren im Internat bereits mehrere Tausend Euro!
- RB hat ca. das Fünffache an Internatsplätzen für Talente, also ganz andere Möglichkeiten als Werder. RB hat dadurch allerdings Überfluss, Konkurrenz und wenig Spielpraxis für die Jugendlichen. RB ist daher schon mehrfach (!) auf Werder zugekommen und hat Spieler angeboten, die sie nicht aufnehmen oder fördern können.
- Gespräche mit den Eltern, eine Einladung nach Bremen und viel Überzeugungsarbeit sind notwendig, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.
- Technische Mittel (Videorecherche) spielen im Jugendbereich nur beim ersten Eindruck eine Rolle. Hier geht nichts über den direkten Eindruck vor Ort, vor allem abseits des Balles und dem Verhalten in der Gruppe oder den Reaktionen auf negative Ereignisse.
- Frank Ordenewitz steht als Scout bei spielen inkognito am Spielfeldrand. Niemand weiß, dass er da ist und er wird auch immer seltener erkannt, um den Faktor der Aufregung der Spieler auszuschließen. Er verbringt so teilweise ganze Wochenenden in der Region Berlin (großes Talentpotenzial) und schaut sich 7-8 Spiele am Stück an.
- Im Jugendbereich wird nur regional gescoutet (Norden/Osten), da finanzielle Mittel zur Verpflichtung weit hergereister Spieler nicht vorhanden sind. Holländer sind aufgrund des eingetrichterten 4-3-3-Systems nur beschränkt geeignet. Er schaut ab und zu mal nach Skandinavien und nutzt seine Auslandskontakte aus Japan eher für den Profibereich.
- Aus seiner Zeit in Japan hat er immernoch einen Kontakt, der jedes Jahr für einen Monat nach Bremen kommt und sich von früh bis abends das Training und die Spiele anschaut. Verrückt!

Über seine aktive Zeit haben wir nur wenig gesprochen, aber eine Spitze Richtung der Geschichte „Mach et, Otze“ durfte nicht fehlen. Er hat nach dem Vorfall um Fritz&Juno zahlreiche SMS und Anrufe wegen der alten Geschichte bekommen, worüber er heute nur noch mit seinen alten Haudegen lachen kann! Für ein Hallenturnier (wie in Riesa) mit der Traditionsmannschaft reicht es ab und zu noch, aber der Körper macht nicht mehr so richtig mit, gestand der Raucher Ordenewitz! Nach 30 Minuten war das kurzweilige Gespräch schon wieder rum und „Otze“ entschuldigte sich, da er noch Japaner empfangen müsse!

Spannendes und ehrliches Gespräch – so hatte ich mir das vorgestellt! Die Aktion kann ich nur weiterempfehlen und hoffe für alle anderen Fans darauf, dass sie in der kommenden Saison fortgesetzt wird. Für viele eine einmalige Sache, in der Loge mal das Flair zu spüren, Spieler, Geschäftsführung und Ehemalige zu treffen und mit einer Legende ins Gespräch zu kommen (in der kommenden Woche mit Dieter Eilts). Dazu sind Getränke vor und nach dem Spiel inklusive, sodass man auch nach den 90 Minuten noch ein Frustbier trinken oder zusammen anstoßen kann. Die Aktion hätte sicher noch mehr Zulauf, wenn ein Anmeldeformular auf werder.de eingerichtet werden würde. Ein Treffen mit einem Spieler hätte ich nicht so interessant gefunden, wäre aber sicher für viele Teilnehmer das größere Highlight. Vielleicht entsteht zukünftig eine Mischung aus Legenden und verletzten/gesperrten Profis.

Die Stimmung nach der gestrigen Niederlage war bedrückend. Thomas Eichin lief schnellen Schrittes durch die Loge Richtung Ansprache mit dem Trainerteam. Torsten Frings hingen die Mundwinkel beim Volkswagen-Talk ganz schön herunter, war kurz angebunden und auch flink Herrn Eichin gefolgt. Bei einem Rundgang durch die Logen gab es gesellige Runden, die mit Jägermeister-Zapfanlage das Beste aus dem Abend gemacht haben, leergefegte Türen und schockiert aussehende Spieler, die hier und da noch Hände schütteln und Autogramme geben mussten.

Für mein 100. Werder-Spiel ein tolles Drumherum, aber die Niederlage im entscheidenden Kellerduell schlug ziemlich aufs Gemüt.